Vorwort

Von Cusco aus habe ich vier Mal die große Wallfahrt zum Qoyllur Rit’i gemacht, zum in fast 5000 Meter hoch liegenden „Schneestern“, dem wichtigsten und bewegendsten Pilgerziel in den peruanischen Anden.

Die vorkolumbianischen Kulturen der Inkas und ihrer Vorgänger waren eng an der Natur orientiert. Berge und Seen, Regenbogen, Blitz und Donner wurden verehrt, Sonne und Mond als die höchsten Gottheiten angebetet und die religiösen Feste – ihrerseits fest mit den landwirtschaftlichen Zyklen verknüpft – richteten sich nach Tag- und Nachtgleiche, Sonnenwende und dem Verschwinden und wieder Erscheinen bestimmter Sternbilder. Auf den ersten Blick ist von diesem alten Wissen nicht mehr viel zu sehen und zu spüren. Die Eroberung und Kolonisierung durch die christlich-europäischen Mächte hat das meiste davon ausgelöscht. Doch wer lange genug im andinen Raum lebt und sich, wie ich brennend für die kulturellen und religiösen Wurzeln der Menschen dort interessiert, dem begegnen buchstäblich auf Schritt und Tritt versteckte Spuren und Hinweise, aber auch bis in die heutige Zeit höchst lebendig erhaltene Traditionen.
Natürlich kommen sie heute im christlichen Gewand einher. Ihre Wurzeln reichen jedoch häufig in die Zeit vor der Christianisierung zurück.

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